Zu den Pflichten eines Franchisegebers gehören nicht nur die Vergabe der Franchiselizenz, die Dokumentation und Vermittlung des systemrelevanten Know-hows, der Markenschutz und das überregionale Marketing, das Durchführen von Schulungen und Veranstaltungen zum Erfahrungsaustausch der PartnerInnen, sondern auch die permanente Weiterentwicklung des Franchisesystems. 

Denn die PartnerInnen dürfen vom Franchisegeber erwarten, dass er neue Geschäftschancen erkennt und Potentiale erschließbar macht, das Franchisekonzept im Laufe der jahrelangen Franchisepartnerschaft entsprechend anpasst und somit einen wichtigen Grundstein für den andauernden Erfolg der Partnerbetriebe des Systems legt. Doch wie können Franchisegeber Ihr Franchisekonzept auf lange Sicht weiterentwickeln und den Partnern diese wichtige Systemleistung bieten? Dazu weiter unten mehr. 

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Schauen wir uns zunächst einmal ein Szenario an, das nicht viel mit der professionellen Weiterentwicklung eines Franchisesystems zu tun hat:  

Max Mustermann hat sich im Jahr 1998 einen großen Traum erfüllt und ein eigenes Franchisekonzept im Bereich Systemgastronomie gegründet. Max’ Lieblingsgericht ist Burger mit Pommes Frites, also gibt es auch genau diese Speise in den Betrieben seines Franchisekonzepts. Ausschließlich.  

Im Laufe der Jahre konnte sein Franchisesystem 50 Partner gewinnen, die teilweise mehrere Restaurantbetriebe führen. Von neuen Trends und “Modeerscheinungen” wie vegetarischen oder veganen Speisen, vollwertigen oder Bio-Zutaten oder Low carb Ernährung hält Max gar nichts. 

Daher werden auch heute in den Restaurants seines Franchisekonzepts ausschließlich Burger mit Rindfleisch, Weizenmehlbrötchen, Tomate, Salat und Gurke sowie Pommes Frites aus Kartoffeln angeboten. Die Produktpalette wurde in all den Jahren seit der Gründung nicht angepasst. Auch von Lieferservice oder Online-Bestell-Tools lässt man in seinem Franchisesystem die Finger.

Auch am Marketingkonzept und der Einrichtung der Restaurantbetriebe hat Max als Franchisegeber seit 1998 keine Veränderungen vorgenommen. In den sozialen Medien findet sein Franchisekonzept überhaupt nicht statt. 

Bis vor wenigen Jahren waren Max und seine Partner rundum zufrieden und wirtschaftlich lief es richtig gut. Max wundert sich nun darüber, dass die Umsätze der Partnerbetriebe seit ein paar Jahren deutlich sinken, die Anzahl der Gäste ebenfalls flächendeckend enorm sinkt und einige Partner ihre auslaufenden Franchiseverträge nicht verlängert haben. Mittlerweile gelingt es Max auch nicht mehr, neue Partner für sein System zu akquirieren.

Wahrscheinlich runzeln Sie beim Lesen der Geschichte von Max Mustermann die Stirn und denken “das kann doch gar nicht wahr sein”. Ist es auch nicht, die Geschichte ist natürlich frei erfunden und soll zeigen, dass ein ehemals erfolgreiches Franchisesystem in wirtschaftliche Schieflage geraten kann, wenn der Franchisegeber die Pflicht zur Weiterentwicklung des Systems schleifen lässt oder sie, wie im Szenario von Max, gar nicht umsetzt. Darunter leiden dann vor allem die Partner des Systems und im Worst-case kann das ganze Franchisesystem “aussterben”.   

Wir haben in Anlehnung an das diesjährige Motto des Deutschen Franchise Forums in Berlin, das noch diesen Monat vom tollen Team des Deutschen Franchiseverbandes  (Deutscher Franchiseverband e.V.: Übersicht | LinkedIn Michaela Fischer | LinkedIn Denise Hockarth | LinkedIn Antje Katrin Piel | LinkedIn Jan Schmelzle | LinkedIn Arne Wolf Dähn | LinkedIn Dirk Nowak | LinkedIn) ausgerichtet wird, den Begriff Weitsicht als wichtiges Schlagwort im Zusammenhang der Weiterentwicklung des Franchisesystems erkannt und betrachten dieses in diesem Artikel näher. 

Synonyme des Begriffs Weitsicht wie „Umsicht” oder „Vorausschau“, „vorausschauende Wahrnehmung oder Planung über längere Zeiträume” mögen schon fast poetisch klingen, doch sie drücken genau das aus, was einen wichtigen Erfolgsfaktor für ausgezeichnete Franchisesysteme ausmacht.  

Wir haben im folgenden Abschnitt die wichtigsten Elemente eines Franchisekonzepts, die vom Franchisegeber (natürlich jederzeit gerne mit Unterstützung der Partner oder Einbindung derer durch Beiratsarbeit) weiterentwickelt werden sollen, zusammengestellt:  

1. Kundenanforderungen & Produktpolitik:  

Der Franchisegeber soll dafür sorgen, dass die angebotenen Produkte oder Dienstleistungen wettbewerbsfähig sind und bleiben.  

Veränderungen der Kundenwünsche oder im Konsumverhalten gehören regelmäßig analysiert und ausgewertet, um daraus wichtige Erkenntnisse zur Anpassung des Sortiments / Portfolios abzuleiten.  

2. Werbung & Marketing (verkaufsfördernde Maßnahmen):  

Der Franchisegeber ist für das überregionale Marketing verantwortlich und auch für ein Konzept für die “Imagepflege” des Systems.  

Er sollte regelmäßig Zielgruppen analysieren, Potentialanalysen durchführen, Kampagnen erarbeiten und die daraus resultierenden Ergebnisse nutzen, um die Marketingmaßnahmen bzw. den Marketingkatalog regelmäßig auszuweiten, Trends zu erkennen und den Partnern über das Handbuch zugänglich zu machen.

3. Qualitätsmanagement:  

Kundenbewertungen aus dem Netz über eine Vielzahl an Bewertungsplattformen sind ein wichtiger Indikator für das Qualitätsmanagement, welches Franchisegeber nutzen sollten.  

So können aufwendige Store-Checks, Test-Besuche oder ähnliches reduziert werden oder teils komplett entfallen. So macht der Franchisegeber nicht nur sich, sondern vor allem auch den Partnern des Systems, das Leben leichter. 

4. Fortlaufende Partnerbetreuung: 

Auch die Anforderungen der Partner ändern sich permanent.  

Weiterentwicklung ist in diesem Bereich des Franchisekonzepts sehr wichtig um ein stabiles Vertrauensverhältnis und eine möglichst gute Beziehung zwischen den Partnern und dem Franchisegeber mit reichlich Engagement, Loyalität und Begeisterung für die Kunden zu erzielen und zu erhalten.  

5. Aus- und Fortbildung: 

Sich ändernde Zeiten erfordern oftmals auch veränderte Medien und Tools, damit die Zielgruppe sie weiterhin gerne nutzt.  

Insbesondere in den letzten Jahren ist die Geschäftswelt immer digitaler geworden. Die vom Franchisegeber angebotenen Aus- und Fortbildungsmaßnahmen sollten unbedingt so konzipiert sein, dass die Partner motiviert sind, daran teilzunehmen und in der eingesetzten Zeit möglichst viel Output für sich, ihr Team und ihren Betrieb mitnehmen können. 

6. Know-How-Dokumentation & Wissensn-Management / Franchise Handbuch: 

Das Handbuch ist das Medium, über das der Franchisegeber die einzelnen Aspekte im Bereich der Weiterentwicklung des Systems an die Partner kommuniziert. Dies bringt zusätzlich den Vorteil mit sich, dass Neuerungen (z. B. bei verbindlichen Richtlinien oder Vorgaben) über diesen Weg auch automatisch Vertragsbestandteil im Rahmen der Partnerschaft werden. 

Im aktuell digitalen Zeitalter empfiehlt es sich, digitale oder sogar interaktive Tools dafür zu nutzen. Das Wissens-Management für die Partner soll dahingehend weiterentwickelt werden / sein, dass die Partner bzw. deren Personal möglichst einfach und effektiv das neue Know-how aufnehmen können. Kombinierte Lern- und Kommunikationsplattformen können hier die optimale Lösung sein, vor allem für Jüngere Adressaten. 

Als Franchisegeber trägt man eine enorme Verantwortung für die Partner des Systems. Um ein langfristig erfolgreiches Franchisesystem aufzubauen und zu führen dürfen die Fokussierung auf die Zukunft und die Zukunftsfähigkeit des Geschäftskonzeptes seitens des Franchisegebers keinesfalls fehlen. 

Franchisegeber sollten ihren Partnern ein WEIT im Voraus wettbewerbsfähiges und profitables Geschäftsmodell anbieten und (neue) Geschäftschancen SICHTbar machen. Die Corona-Pandemie hat seit 2020 das Wirtschaftsleben deutlich verändert. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, Systeme krisensicher aufzustellen und langfristig = nachhaltig weiterzuentwickeln. Weitsicht ist also gefragter denn je. 

Wenn Max sich als Franchisegeber mit dem Thema Weiterentwicklung beschäftigt hätte, könnte dieses Szenario inzwischen eingetreten sein:  

In den Restaurants von Max’ Franchisesystem gibt es nun wesentlich mehr Auswahl an Speisen, um die Wünsche der Kunden zu erfüllen. Eine abwechslungsreiche Produktpalette spricht auch unterschiedlichste Zielgruppen an und führt so neue KundenInnen in die Restaurants. Die Umsätze und Erträge steigen flächendeckend.   

Die Betriebe beziehen einen Teil der Zutaten regional, womit sie auch regelmäßig werben. Übrigens auch über Social Media. Max investiert inzwischen viel Zeit in professionelles Marketing und hat sich ein kompetentes Team dafür aufgebaut. Auch die Meinungen und Interessen der Partner nimmt Max inzwischen gerne an, sie kommen bei allen Themen rundum Marketing, Werbung und Produktportfolio nun über einen Beirat zu Wort.  

In den Großstädten liefern Angestellte der Restaurants die Speisen inzwischen per Lastenfahrrad aus. Das macht Passanten neugierig und lockt weitere Gäste in die Restaurants.  

Die Partner sind wieder sehr zufrieden mit ihren Betrieben, sie können expandieren und auch Max gelingt es wieder, neue Partner für sein System zu akquirieren.  

Wie sind Ihre Erfahrungen zum Thema Weiterentwicklung Ihres / eines Franchisesystems?

Teilen Sie gerne Ihre Erfahrungen und Tipps mit uns. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!